Retcon = Retroaktive Continuity.
Vergangene Ereignisse werden so anpasst, dass sie zu der aktuellen Handlung passen. Wenn die eingefügten Informationen zu dem passen, was zuvor gesagt wurde, dann ist dies eine Revision. Wenn sie diese Informationen und Ereignisse hingegen komplett ersetzt, ist es ein Rewrite. Die ideale Form von Retcon klärt eine zuvor angesprochene Frage, ohne dabei zu viele neue Fragen aufzuwerfen.
Während der Begriff selbst aus dem Bereich der Comicbücher stammt, genau gesagt All-Star Squadron #18 aus dem Jahr 1983, so ist die Technik selbst doch wesentlich älter. Oft wird es getan, um eine neue Handlung voranzutreiben, indem man ihren Kontext ändert. Dann wieder wird es getan, weil der Autor dabei erwischt wurde, wie er eine Geschichte schreibt, die direkt die Continuity verletzt und daher nicht sehr plausibel ist.
Einer Person, die Marvel Comics auf ein Problem hinwies und gleichzeitig eine plausible Erklärung für dieses Problem lieferte, wurde der Genuine Marvel Comics No-Prize durch den Editor Stan Lee verliehen. Eine Tradition, die fortgesetzt wurde, nachdem er Verleger wurde.
Siehe auch Deus Ex Culus, dabei ist aber zu beachten, dass nicht jeder Retcon auch ein Deus Ex Culus ist. Ein Deus Ex Culus ist per Definition etwas, das aus dem Nichts kommt und daher verwandt ist zu Deus ex Machina. Manchmal kann ein guter Retcon die Geschichte durchaus verbessern, zum Beispiel, indem neue Implikationen oder Motivationen für bereits etablierte Ereignisse ans Tageslicht kommen.
Ein gut durchgeführter Retcon lässt sich nicht als solcher erkennen und kann selbst, was zuvor wie ein Deus Ex Culus wirkte, in ein Xanatos-Gambit verwandeln.
Ein Retcon wird oft als solcher angenommen, wenn aktuelle Ereignisse der vergangenen Continuity der Serie widersprechen und daher möglicherweise ein Autor an Bord ist. Sehr viel häufiger jedoch verletzt dieser Retcon nicht den Kanon sondern den Fanon, die Menge unbestätigter Interpretationen durch die Zuschauer. Die meisten kompetenten Autoren erzielen einen Retcon, indem sie sich auf weniger offensichtliche aber immer noch gültige Interpretationen von dem, was man zuvor gesehen hat, stützen.
Wenn die Anzahl der Twists und Fehlinformationen in einer Geschichte ansteigt wird es schwieriger zu sagen, ob ein Ereignis tatsächlich ein Retcon (die Autoren haben es sich anders überlegt) oder eine Fehlinformation (die Autoren hatten den "Retcon" immer schon vor und haben die Zuschauer bis jetzt einfach nur an der Nase rumgeführt.) In manchen Fällen ist es sogar unmöglich zu sagen, ohne die Gedanken des Autoren zu lesen.
Ein Retcon kann in einer Bewaffnet Mit Kanon-Kampagne von einem Autor gegen die Arbeit eines anderen im selben Universum benutzt werden. Zuviel benutzt erhält man ein Continuity Gewirr. Auch gehen Leser und Fans eventuell mit einem gewissen Grad an Skepsis, Zynismus oder auch völligem Desinteresse an das Werk ran. Besonders, wenn der Autor dafür bekannt ist, einen Retcon schnell und offensichtlich auf alles anzuwenden, was unpopulär ist oder den Status Quo in Frage stellt.
Prequels sind ein einfaches Opfer, wenn die Autoren nicht sehr vorsichtig sind.
Wenn per Retcon einem ganzen früheren Teil einer Reihe oder Serie die Kanonizität aberkannt wird, spricht man von Discontinuity Im Kanon. Wenn frühere Teile nachträglich verändert werden, um wieder zu dem zu passen, was in späteren Teilen passiert oder erzählt wird, ist das ein Orwellscher Retcon.
Vergleiche Gottes Kippschalter.
Varianten: Cerebus Retcon, Revision, Rewrite und Sich An Den Neuen Erinnern.
Beispiele:
- In Fast And Furious Neues Modell Originalteile wird erklärt, daß Doms Freundin Letty getötet wurde, was ihn ja erst zu seinem Rachefeldzug treibt. In der Post Credit Szene des nächsten Teils ist sie auf einmal wieder am Leben und in Fast And Furious Six eine Hauptfigur.
- Der Grund, warum in der Highlander-Filmreihe meistens nur der erste Film als empfehlenswert bezeichnet wird, ist, weil sich im Prinzip alles in der Serie widerspricht. Beispielsweise hat man in Highlander II Die Rueckkehr den Endgegner Kampf zwischen Connor und Kurgan zu einem Kampf von vielen geretcont, denn wie will man das Franchise fortsetzen, wenn es nur noch einen Unsterblichen gibt, nämlich Connor? Bei der Gelegenheit hat man per Ramirez Von den Toten zurueckgeholt. Ach ja, und die Unsterblichen sind auf einmal Aliens. Und das ist erst der Anfang. So hat Brenda im zweiten, dritten und vierten Film drei unterschiedliche Todesursachen.
- Bei Star Wars scheint immer gerade das Kanon zu sein, womit man am ehesten Geld machen kann. Die Änderung des deutschen Titels von Krieg Der Sterne in Star Wars Episode IV Eine Neue Hoffnung war noch die kleinste Konsequenz, die der Release von Star Wars Episode I Die Dunkle Bedrohung mit sich brachte. Bis dahin hatte George Lucas ja noch eine Liste an Büchern im Star Wars Expanded Universe, die als Kanon gelten durfen. Kaum daß Episode I raus war, tat er so, als wäre keins davon je Kanon gewesen. Schlimmer noch: Episode I retconte Teile der Originaltrilogie, was für ein Prequel eine Leistung ist. Lucas' Lösung war, die Originaltrilogie im Rahmen einer Restauration und eines SFX-Upgrade umschneiden und wieder passend machen zu lassen.
- In Feivel Der Mauswanderer Im Wilden Westen ziehen ja die meisten Protagonisten aus dem ersten Film in den Wilden Wilden Westen. In den Direct To Video-Sequels sind sie auf einmal wieder in New York. Wie das sein konnte? Ganz einfach: Der zweite Film wurde einfach nachträglich zu einem Traum von Feivel erklärt und bis darauf, daß Feivel erwähnt, daß er vom Wilden Westen geträumt hat, aus der Continuity der Filmreihe geworfen.
- My Little Pony: Freundschaft ist Magie:
- In Pinkie Pies Backstory in "Schönheitsflecken-Geschichten" hat sie zwei Schwestern, die später mal die Namen Limestone und Marble bekommen sollten. Drei Staffeln später hat sie auf einmal eine dritte Schwester, Maud. Die ist zwar die älteste von den vieren, aber nicht so viel älter, daß sie schon aus dem Haus war, als selbst Limestone noch ein Fohlen war. Noch später erfahren wir sogar noch, daß Maud Pinkies Lieblingsschwester ist.
- Twilight Sparkle bekommt in "Hochzeit in Canterlot" auch einen großen Bruder, der in "Schönheitsflecken-Geschichten" mit keinem Wort erwähnt wird.
- Gottes Wort sagt, daß die offiziellen Comics, von denen hierzulande nur ein Bruchteil erschienen ist, Kanon sind, sofern sie nicht der Serie widersprechen. Die Macher der Serie haben ihrerseits aber nie auf die Comics Rücksicht genommen, so daß mit so manch einer neuen Episode auch schon mal ganze Mehrteiler nachträglich in der Discontinuity landeten.
- In Pinkie Pies Backstory in "Schönheitsflecken-Geschichten" hat sie zwei Schwestern, die später mal die Namen Limestone und Marble bekommen sollten. Drei Staffeln später hat sie auf einmal eine dritte Schwester, Maud. Die ist zwar die älteste von den vieren, aber nicht so viel älter, daß sie schon aus dem Haus war, als selbst Limestone noch ein Fohlen war. Noch später erfahren wir sogar noch, daß Maud Pinkies Lieblingsschwester ist.