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De / Weltschmerz Ex Machina

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Nehmen wir an, ein Charakter leidet unter Weltschmerz. Erst bricht er sich ein Bein beim Fußballspielen, dann hört er, dass er in vier Fächern durchfallen wird. Dann stirbt sein Hund bei einem Unfall, und schuld daran hatte sein netter Onkel, der nicht rechtzeitig ausgewichen ist. Aber er ist doch noch ausgewichen, hat dabei einen Bus voll Schüler gerammt, und viele von ihnen getötet, einschließlich der Freundin des Hauptcharakters, mit der er sich gestern noch verlobt hat. Wegen diesen schockierenden Nachrichten stirbt die Mutter des Protagonisten an einem Herzanfall, und sein Vater ist tief erschüttert. Dann schlägt die Rezession zu, sie verlieren beide ihre Arbeit, und stecken tief in Schulden. Der Bruder begeht deswegen einen Raub, wird geschnappt und landet im Gefängnis. Der Vater wird zum Alkoholiker und verliert den Lebenswillen, bis er sich endlich umbringt (und ein paar andere Leute dazu, in einem Amoklauf). Und am selben Tag legt ein schweres Erdbeben die ganze Stadt in Trümmer, natürlich auch und besonders das Haus des Protagonisten. Etwas später kommt er ins Krankenhaus, und der Arzt stellt fest, dass er Krebs hat.

Und das ist nur der Anfang... Moment, geht das alles nicht ein bisschen zu weit?

Weltschmerz Ex Machina ist das totale Gegenteil von Wangst, aber genauso frustrierend. Der Charakter hat zwar genug gute Gründe, um sich aus der Welt zurückzuziehen und nur noch vor sich hinzubrüten, weil sein Leben wirklich so Scheiße ist wie er denkt. Aber die Umstände wirken komplett wie Aus Dem Arsch gezogen. Hier geht es nicht nur um ein paar Zufälle, die für gutes Drama notwendig sind; es wirkt eher so, als hätte der Charakter einen sadistischen Gott provoziert, der ihm nun das Leben schwermacht. Alle Leute würden in so einer Situation an Weltschmerz leiden, aber die Häufung des Unglücks ist einfach nur lächerlich.

Trotzdem, Tropen sind nichts Schlechtes, und es kann gerechtfertigt sein, wenn man sorgfältig genug vorgeht und vielleicht einen Fingerzeig gibt, wie unwahrscheinlich die Situation ist.

Passiert vielen Autoren, die den Tipp gehört haben "Konflikt ist Drama, also: Je menr Konflikt, desto besseres Drama", aber nicht kapiert haben, dass Konflikt mehr ist als Weltschmerz.

Unterschied zu Diabolus Ex Machina: Statt einem großen Ereignis, das für ein Trauriges Ende sorgt, sind es viele kleine, die zusammenkommen. Kann aber überlappen.

Eine Sadisten-Show verwendet diese Trope auch, aber für Lacher, und andere Medien landen unfreiwillig in der gleichen Situation.

Nicht verwechseln mit Tragoedie.


Beispiele:

  • Der Unglaubliche Hulk, bis sogar die Autoren genug hatten.

  • Benjamin Martin (Mel Gibson) in Der Patriot. Sein ältester Sohn wird gefangen und soll gehängt werden, sein jüngerer Sohn wird von einem sadistischen britischen Offizier getötet...
  • Parodiert in Robin Hood: Helden in Strumpfhosen:
    Robin Hood: Blinzler, hör zu. Sie haben das Schloss zerstört!
    Blinzler (der blinde Diener): Ich dachte schon, es fühlt sich etwas zugig an. Ach, das wäre nie passiert, wenn Euer Vater noch am Leben wäre.
    Robin Hood: Er ist tot?
    Blinzler: Ja.
    Robin Hood: Und meine Mutter?
    Blinzler: Sie ist an Lungenentzündung gestorben, als... als Ihr weg wart...
    Robin Hood: Meine Brüder?
    Blinzler: Alle an der Pest gestorben.
    Robin Hood: Mein Hund?
    Blinzler: Von einer Kutsche überfahren.
    Robin Hood: Mein Goldfisch?
    Blinzler: Von der Katze gefressen.
    Robin Hood: Meine Katze?
    Blinzler: Am Goldfisch erstickt. — Ist es nicht schön, wieder zuhause zu sein, Master Robin?

  • Hiob in der Bibel, mit Subversion. Hiob verliert sein ganzes Eigentum, seine Diener, seine Kinder, und seine Gesundheit. Am Ende bekommt er alles doppelt zurück - aber seine Diener und Kinder bleiben tot.
  • Harry Potter verliert seine Eltern und im Lauf der Bücher so ziemlich jede Vaterfigur, bis auf Arthur Weasley (und JK Rowling wollte ursprünglich sogar ihn sterben lassen, in Band 5). Und seine Stiefeltern misshandeln ihn, und geben ihm nur abgelegte Kleider. Fast so schlimm wie bei Charles Dickens.
  • Romeo Und Julia. Weil ihre Familien eine Fehde haben, dürfen sie nicht heiraten. Tybalt fordert Romeo heraus und tötet seinen besten Freund Mercutio. Romeo tötet Tybalt in Wut. Und am Ende wird der Botschafter aufgehalten, deswegen tötet sich Romeo, Sekunden bevor Julia aus ihrem todesähnlichen Schlaf erwacht.
  • Candide von Voltaire. Aufgezogen in dem Glauben, dass er in der besten aller möglichen Welten lebt, findet er bald heraus, dass dem nicht so ist.
  • Don Quichotte kämpft gegen seine eingebildeten Feinde und macht sich vor der Welt lächerlich. Er selber glaubt, ein böser Zauberer wäre dafür verantwortlich.
  • Die Sage von Äneas. Die Göttin Hera/Juno ist wütend auf Troja und sorgt dafür, dass es besiegt und vernichtet wird. Äneas kann fliehen, verliert aber seine Frau. Zusammen mit anderen Flüchtlingen wird er durch die halbe Welt getrieben. Er muss Dido von Karthago verlassen, worauf sie Selbstmord begeht. Und als sie endlich einen Ort findet, wo sie sich ansiedeln können, weist der Autor darauf hin, dass die rachsüchtigen Götter immer noch da sind.

  • Buffy.
  • Alle in Xena, aber besonders Callisto: Sie hat früh ihre Eltern verloren, wurde deshalb zur Soziopathin. Dann wird sie zur Göttin, kann in der Zeit zurückreisen - und tötet ihre Eltern vor den Augen ihres jüngeren Ichs, um sicherzustellen, dass sie wird, was sie ist.
  • House.

  • Country-Musik ist berüchtigt dafür. Wie der alte Witz geht:
    Was passiert, wenn man Country-Musik rückwärts abspielt?
    Dein Hund wird wieder lebendig, deine Frau kommt zu dir zurück, und du kommst aus dem Gefängnis frei.

  • Der Handlungsbogen aus The Order of the Stick über Vaarsuvius

  • Frank Grimes aus Die Simpsons. Er musste hart arbeiten, um es nur in die untere Mittelschicht zu bringen, während Homer alles gelingt, obwohl er ein Volltrottel ist. Am Ende verliert Grimes die Nerven und stirbt, als er eine offene Stromleitung anfasst. Und Homer ruiniert auch noch sein Begräbnis.
    • Auch Hans Maulwurf.

  • Neon Genesis Evangelion ist die Krönung dieser Trope. Speziell in Bezug auf Shinji. Seine Ersatz-Mutter ist eine halbe Alkoholikerin, Asuka ist eine totale Tsundere, die ihn dauernd beschimpft, fällt später ins Koma, er verstümmelt einen seiner Freunde, ohne es zu wissen, eine potentielle Freundin stirbt fast, dann stellt sich heraus, dass sie ein wissenschaftliches Experiment ist, sein neuer Freund Kaworu scheint der Einzige zu sein, der ihn wirklich gut behandelt. Aber verhält sich auch irgendwie wie ein Schwuler, der Shinji anmacht, was diesen noch mehr verwirrt. Dann stellt sich heraus, dass er ein Engel ist, und ausgerechnet Shinji muss ihn bekämpfen und töten, und am Ende sterben alle... ist es ein Wunder, dass das Ergebnis lautet: "Held hat BSOD" (eigentlich kann man diskutieren, wie oft das der Fall bei Shinji war, und er ist nicht der einzige...), und er das Ende der Welt herbeiführen möchte?

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