Im Jahr 1970 stellte der japanische Roboter-Experte Masahiro Mori fest: Je menschenähnlicher ein Roboter aussieht oder sich bewegt (oder auch spricht), desto sympathischer werden ihn die Menschen finden. Soweit nicht überraschend. Aber, an einem gewissen Punkt, wenn die Ähnlichkeit so groß wird, dass der Roboter eher wie ein sehr... seltsamer Mensch wirkt, schlägt die Sympathie schnell in Ablehnung um. Siehe die Grafik rechts: Auf einen langsamen Anstieg folgt erst ein rapider Abfall und dann ein ebenso schneller Anstieg. Den Tiefpunkt dazwischen nannte Mori Das Gruseltal (englisch: Uncanny Valley).
Das ist der Grund dafür, warum ein Android wie C-3PO von den Zuschauern akzeptiert wird, aber manche Puppen oder auch Clowns (die ja viel menschlicher aussehen) oft auf Ablehnung stoßen. Der absolute Tiefpunkt wäre der Zombie, eine lebende menschliche Leiche. Hinzu kommt: Da Figuren aus dem Gruseltal trotz allem ziemlich menschenähnlich aussehen, wird man davon ausgehen, dass sie über Intelligenz verfügen und damit potentiell gefährlicher sind als wilde Tiere oder hirnlose Roboter.
Das Gruseltal basiert auf einem Instinkt, der Menschen dazu bringt, sich von toten, kranken oder deformierten Menschen fernzuhalten. Oder auch geistig gestörten Menschen, die sich seltsam verhalten. (Dazu ist es gar nicht nötig, dass man den Unterschied bewusst wahrnimmt.) Es sei denn, die Erde wurde einmal in der Vergangenheit von lebenden Schaufensterpuppen angegriffen, und davon wäre eine Spur im Rassengedächtnis zurückgeblieben.
Dieses Problem tritt oft in CGI auf: Texturen und Hautfarben lassen sich zwar leicht simulieren, aber Bewegungen und Gesichtsausdrücke sind schwierig. Wenn menschliche Charaktere animiert werden und realistisch aussehen sollen (was in Die Incredibles schlauerweise vermieden wurde), erinnern sie oft ungut an Zombies. Der Ausdruck "zuviel Botox" wird oft in diesem Zusammenhang gebraucht, wie auch in diesem Artikel erwähnt.
In vielen Horror-Werken wird das Gruseltal mit Absicht aufgesucht. Siehe auch: Gruseltal-Mädchen.
Dies ist eine Subjektive Trope: Was manche Menschen gruseln lässt, finden andere harmlos, komisch oder sogar erotisch.
Beispiele:
- Der Burger King-König aus der Werbung.
- Ronald McDonald
- Die Geisha-Gynoiden aus Ghost in the Shell: Innocence
- Rei Ayanami aus Neon Genesis Evangelion sollte das werden, aber die Fans dachten oft anders. Ihre Klone aus dem "Aquarium" allerdings sind dagegen echt unheimlich.
- Johan, das Monster.
- Der Waldgott aus Prinzessin Mononoke.
- Der Joker aus Batman, natürlich.
- Viele Karikaturen im 19. Jahrhundert, die ziemlich realistisch waren.
- Alfred E. Neumann aus MAD.
- Dieses Poster◊ für den Film Orphan. Die zu perfekte Symmetrie ist kein Zufall: Eine Hälfte des Fotos ist real, die andere Hälfte einfach die Spiegelung.
- Die Klontruppen aus Star Wars.
- Manche Androiden aus AI Artificial Intelligence, besonders die beschädigten.
- Terminator
- Tim Burtons Alice im Wunderland
- Richter Doom aus Falsches Spiel Mit Roger Rabbit
- Das Baby aus Trainspotting, aus Rentons Entzug-bedingter Halluzination.
- Max Headroom
- Manchmal, Data aus Star Trek: Die nächste Generation
- Manche selbstgebastelten Charaktere aus Die Sims 2
- Manchmal, Tidus aus Final Fantasy X
- Der Polarexpress ist berüchtigt dafür. Und dabei sollte es ein netter Film für die ganze Familie sein.
- Final Fantasy: The Spirits Within
- Grosse Haie Kleine Fische
- Viele Filme, die Rotoskopie verwenden.
- Coraline fällt mit Absicht ins Gruseltal.
- Schaufensterpuppen.
- Fotos, die mit Photoshop zu sehr perfektioniert wurden.
- Telenoid R1. Ein Telefon, das die Mimik des Gesprächspartners nachahmt. Der Horror war allerdings beabsichtigt.
- Wo wir gerade von Telefonen mit Gesichtern sprechen: Das Telefon in der Puppentrickserie Die Sendung Mit Der Katze (Téléchat im franz. original) erfüllt ebenfalls diese Trope. Sowie eigentlich auch die meisten anderen Figuren dieser Serie...